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Interview mit Henry Schulze – Experte für Lymphtherapie

„Die KPE basiert auf fünf Säulen: Manuelle Lymphdrainage, Kompression, Hautpflege, Bewegung und Selbstmanagement. Nur wenn alle Komponenten zusammenspielen, ist die Therapie erfolgreich“

Im Interview mit Henry Schulze – Physiotherapeut

Henry Schulze

 „Mein Name ist Henry Schulze. Ich bin niedergelassener Lymphtherapeut und habe mich vollständig auf die Lymphtherapie spezialisiert. Ich bin Fachbuchautor – unter anderem habe ich ein Buch zum Thema Selbstmanagement geschrieben – und Fachlehrer für manuelle Lymphdrainage sowie für die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE). Zudem bin ich in mehreren Fachvereinen engagiert und als Referent deutschlandweit unterwegs.

mKG: Was genau ist die Lymphtherapie und wie gehen Sie dabei vor?

Die Lymphtherapie umfasst die komplexe physikalische Entstauungstherapie, die sich auf fünf Säulen stützt: Manuelle Lymphdrainage, Kompression (als zentrale Säule), Hautpflege, Bewegung in Kompression sowie das Selbstmanagement. Letzteres wird oft vernachlässigt, ist jedoch essenziell für eine erfolgreiche Therapie. Wenn eine dieser fünf Säulen nicht richtig umgesetzt wird, ist der Therapieerfolg gefährdet.

mKG: Gibt es Erfolgsgeschichten, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind? 

Ja, sehr viele sogar. Unser Ziel ist es immer, den Betroffenen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen – trotz lymphologischer Erkrankung. Oft entstehen Lymphödeme als Folge von Krebsbehandlungen, etwa durch die Entfernung von Lymphknoten. Wichtig ist, dass wir den Patienten klarmachen: Es ist behandelbar – wenn auch nicht heilbar. Die Patienten selbst sind zentrale Netzwerkpartner im Behandlungsprozess. Ohne ihr aktives Mitwirken kann auch die beste Therapie nicht erfolgreich sein.

mKG: Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Lymphtherapie?  

In Deutschland werden manuelle Lymphdrainage, Kompressionsversorgung und Bandagierungen in der Regel von den Krankenkassen übernommen. Im Ausland sieht das leider oft anders aus. Ein wichtiger Punkt für Ärztinnen und Ärzte: Bei entsprechender Diagnose – etwa einem Lymphödem ab Stadium II oder bei einem Lipödem – ist die Verordnung budgetneutral. Das heißt, sie belastet das Praxisbudget nicht.

mKG: Was motiviert Sie persönlich, in diesem Fachgebiet zu arbeiten? 

Ich bin seit fast 20 Jahren in diesem Bereich tätig und habe schon früh gemerkt, dass es enormen Aufklärungsbedarf gibt – sowohl bei Patient:innen als auch bei medizinischen Fachkräften. Die Lymphologie ist in der medizinischen Ausbildung stark unterrepräsentiert. Mein Antrieb ist es, hier Bewusstsein zu schaffen und Wissen zu vermitteln. Die Lymphologie verdient es, lauter gehört zu werden.

 

mKG: Ein häufig diskutiertes Thema ist die Liposuktion. Wie stehen Sie dazu?

Die Liposuktion ist – genau wie die konservative Therapie – eine symptomatische Behandlung. Die Ursachen des Lipödems sind noch nicht abschließend geklärt, daher können wir aktuell nur die Symptome behandeln. Wer sich für eine Liposuktion entscheidet, sollte sich an erfahrene Fachärzt:innen wenden. Wichtig ist: Es bleibt eine symptomatische Therapie.

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mKG: In Ihren Büchern geben Sie viele Tipps. Können Sie uns ein paar Beispiele nennen? 

Mir ist wichtig, dass Betroffene das Lymphsystem und ihre Erkrankung verstehen. Ich erkläre die Physiologie des gesunden Lymphsystems ebenso wie die Pathophysiologie von Lymph- und Lipödemen. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Selbstmanagement: Rituale im Alltag, um das Lymphsystem zu aktivieren – sei es am Arbeitsplatz oder in der Freizeit.

mKG: Welche Sportarten empfehlen Sie bei Lymph- oder Lipödem? 

Jeder sollte eine Bewegungsform finden, die ihm Freude bereitet – das ist das Wichtigste. Ideal ist Bewegung in Kompression. Besonders empfehlenswert ist Aquagymnastik, denn Wasser übt natürlichen Druck aus. In 1,36 Meter Wassertiefe entsteht ein Druck von 100 mmHg – mehr als bei Kompressionsklasse 4. Wer gerne taucht, profitiert noch mehr, da der Druck mit der Tiefe steigt.

mKG: Welche Hautpflege empfehlen Sie bei Kompressionstherapie?   

Regelmäßige Hautpflege ist unverzichtbar. Ich empfehle Produkte mit natürlichen Inhaltsstoffen – besonders abends sollte eine rückfettende Pflege mit hohem Urea-Anteil verwendet werden. Morgens eignen sich leichte Gels oder Schäume, die schnell einziehen. Wichtig: Pflegeprodukte sollten mit dem Kompressionsmaterial verträglich sein, da manche Inhaltsstoffe das Material angreifen können.

mKG: Wo kann man Sie antreffen und bieten Sie auch Hausbesuche an? 

Ich arbeite im Landkreis Augsburg in einem Gesundheitszentrum mit acht Therapeut:innen. Hausbesuche mache ich ebenfalls, bin jedoch auch viel unterwegs als Referent und Dozent. Deshalb ist das Selbstmanagement meiner Patient:innen besonders wichtig – sie sollen lernen, sich eigenständig zu versorgen.

mKG: Und zum Abschluss: Was ist die komplexe physikalische Entstauungstherapie in wenigen Worten? 

 
Die KPE basiert auf fünf Säulen: Manuelle Lymphdrainage, Kompression, Hautpflege, Bewegung und Selbstmanagement. Nur wenn alle Komponenten zusammenspielen, ist die Therapie erfolgreich.
 

 

 Vielen Dank, für das tolle Gespräch!

 

 

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