Schwanger mit Lipödem
KompriGUIDE Julia im Interview
Julia Listner ist Versorgerin bei adViva. Nach ihrer ersten Schwangerschaft wurde bei Julia Lipödem im Stadium 1 diagnostiziert. Im Juli dieses Jahres durfte sie einen kleinen Jungen begrüßen und schwebt auf Wolke 7. Wie die Schwangerschaft mit Lipödem verlaufen ist und wie sie das Tragen ihrer Kompression gemeistert hat, erklärt sie uns in diesem Interview:
Also Julia, was waren deine größten Sorgen in Bezug auf dein Lipödem, als du von deiner Schwangerschaft erfahren hast?
Meine Schwangerschaft war geplant, trotzdem hatte ich tatsächlich die Sorge, dass sich mein Lipödem dadurch verschlimmert. Ich hatte wirklich Angst davor, die Kilos nicht mehr loszuwerden, oder, oder, oder. Bei meiner ersten Schwangerschaft wusste ich noch nichts vom Lipödem, habe aber trotzdem Kompression getragen – allerdings nur normale rundgestrickte, um das viele Stehen auf der Arbeit zu erleichtern. Das Lipödem hat sich erst vor zwei Jahren herauskristallisiert. Dementsprechend hatte ich bei der zweiten Schwangerschaft das Lipödem im Hinterkopf und dachte mir: „Oh Mist, hoffentlich verschlimmert sich das nicht.“
Ich war seit der Geburt noch nicht beim neuen Vermessen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass es wirklich schlimmer geworden ist. Im Gegenteil, ich habe sogar eher das Gefühl, dass es ein bisschen besser geworden ist, aber das kann natürlich auch an meinem aktuellen Hormonhaushalt liegen… das weiß ich nicht. Ich bin auf jeden Fall sehr erleichtert, dass mein Lipödem durch die Schwangerschaft keinen Schub bekommen hat. Ich bin nur in Stadium 1 und froh, dass es so geblieben ist.
Wie ging es dir mit dem Tragen der Kompression während deiner Schwangerschaft?
Das Tragen der Kompression während der Schwangerschaft war natürlich eine Herausforderung. Mein Kleiner wurde am 08.07. geboren, also zu einer Zeit, in der wir zum Glück noch keine sehr hohen Temperaturen hatten. An den wenigen heißen Tagen habe ich versucht, mich hauptsächlich drinnen aufzuhalten. Gerade gegen Ende der Schwangerschaft hat man eine riesige Kugel vor sich, und die Bauchmuskeln machen auch nicht mehr das, was sie sollen. Da ist es natürlich eine Herausforderung, sich morgens in die Kompression zu kämpfen. Aber ich bin sehr stolz auf mich, dass ich es durchgezogen habe. Es gab schon auch Tage, an denen ich mich nicht überwinden konnte… aber ich musste jedes Mal wieder mit den Konsequenzen leben. Ohne Kompression hatte ich am Ende des Tages immer schwere Beine. Besonders an den warmen Tagen habe ich darauf geachtet, meine Strumpfhose zu tragen. Durch die Hitze sind mir nämlich zusätzlich zum Lipödem auch die Füße angeschwollen. Das muss aber nicht unbedingt etwas mit dem Lipödem zu tun haben…
Hat sich dein Lipödem im Laufe der Trimester verändert?
Nein, mein Lipödem hat sich nicht wirklich verändert. Was meine Schmerzen angeht, habe ich sogar das Gefühl, dass es besser geworden ist. Generell ist meine Schmerzempfindlichkeit besser geworden. Aber ob das normal ist, weiß ich nicht.
Ich denke, ein großer Pluspunkt für meine Lipödem-Entwicklung ist auch meine Bewegung. Ich bin während der gesamten Schwangerschaft ins Aquajogging gegangen. Das hat mir so sehr geholfen, dass ich es auf jeden Fall weiterführen möchte. Aktuell darf ich noch nicht schwimmen, aber Kneipp-Becken sind erlaubt, also kann ich Wassertreten machen.
Wann hast du denn wieder angefangen, Kompression zu tragen?
Schon zwei Wochen nach der Geburt habe ich wieder angefangen, meine Flachstrickkompression zu tragen. Ich muss jetzt unbedingt wieder zum Vermessen, da ich natürlich während der Schwangerschaft eine Kompression mit Schwangerschafts-Leibteil getragen habe. Das passt jetzt nicht mehr so wirklich. Gerade in der ersten Zeit nach der Geburt war das Leibteil noch ein Segen, da ich den Druck auf den Bauch nicht vertragen habe. Jetzt ist es aber einfach zu weit und erfüllt nicht mehr seinen Zweck. Mein Lipödem konzentriert sich hauptsächlich auf meine Hüften und Oberschenkel, daher sind Strumpfhosen genau das Richtige für mich.
Ich bin gespannt, da diese neuen Anträge immer ein aufwendiger Weg über die Krankenkassen sind – lohnen sich aber. Nicht nur das Leibteil ist ja ein Thema. Ich habe in der Schwangerschaft auch an anderen Körperstellen zugenommen und brauche wieder eine passende Versorgung.
Keine Kompression zu tragen, kommt für mich einfach nicht in Frage. Ich habe mich so daran gewöhnt, dass ich sie brauche, um mich sicher eingepackt zu fühlen. Ohne meine Versorgung habe ich abends immer schwere Beine.
Vielen Dank für den Einblick in deine Erfahrungen, liebe Julia. Damit kannst du bestimmt vielen Frauen ein bisschen Ruhe schenken.
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Vielen Dank für diesen wertvollen Beitrag – ich freue mich schon deine neue Versorgung zu vermessen,liebe Julia – lG BGR